HTYKF2301U German - Free Topic: Sprache und Essen / Transnationale Literatur im Spiegel von Flucht und Migration

Volume 2022/2023
Content

Kurs A:

Essen und Sprache sind in allen Kulturen eng miteinander verwoben. Speisennamen spiegeln Kulturkontakte und sind Werbeträger in Speisekarten. Nicht nur greift die bildhafte Sprache oft auf Geschmackseindrücke zurück (eine bittere Erfahrung machen, jmd. ist sauer), auch viele, teilweise bis ins Mittelalter zurückreichende, Sprichwörter drehen sich rund ums Essen (sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen 'sich nichts gefallen lassen'; das Haar in der Suppe suchen/finden 'kleinlich sein'). Im Wortschatz fallen im Sprachvergleich abweichende Lexikalisierungen auf, wie die Unterscheidung zwischen dem lebenden Tier und seinem Fleisch (dt. Kuh – Rindfleisch; engl. cow – beef, sheep – mutton). Anders als im Deutschen, wo der Mensch isst aber das Trier frisst (nur Haustiere mitunter auch essen), kennt das Dänische diese lexikalische Mensch-Tiergrenze nicht (dyret/mennesket spiser). Das Seminar ist forschungsorientiert und wird parallel mit einem Masterseminar an der Universität Münster organisiert. Ziel ist es, einzelne Aspekte aus dem Themenspektrum in eigenen kleinen Studien zu beleuchten. Die Ergebnisse werden abschließend bei einer gemeinsamen Minikonferenz präsentiert. Mögliche Themen sind beispielsweise:

 

  • Restaurantbewertungen genderlinguistisch und kulturvergleichend (Was verraten sie über den Schreiber/die Schreiberin selbst? Schreiben Frauen anders als Männer?)
  • Speisennamen und ihre morphosyntaktischen Auffälligkeiten: z.B. nachgestellte unflektierte Adjektive (Forelle blau), nicht standardkonformer Gebrauch von Präpositionen (Huhn an Orangensoße), spezielle Wortschöpfungen
  • Kochrezepte kontrastiv: Was sind textsortentypische Merkmale? Wie werden direktive Sprechakte realisiert? (Dän. Imperativ: skræl æblerne, dt. Infinitiv: die Äpfel schälen)
  • Kulinarische Phraseologie, Trinksprüche
  • Lebensmittelwerbung und Produktnamen: z.B. Genderstereotype, Phonosemantik, kreative Wortbildungen (Sanella, Lätta, Godiva)
  • Translation: Übersetzung von kulinarischen Kulturemen (Birne Helene, Schwarzwälder Kirschtorte)

 

Kurs B:

Mobilität in Form von Flucht und Migration ist eines der bedeutendsten Merkmale der Gegenwart. Deutschland stellt einen wichtigen Zufluchtsort vieler Migrationswellen dar. Neuestes Beispiel ist die Aufnahme von gut einer Million syrischen Flüchtlingen während der sogenannten Migrationskrise von 2015. Jedoch bereits in den 1990 Jahren war die Rede von einer Flüchtlingskrise, die sich infolge der 2.3 Millionen intern und extern Vertriebenen aus dem früheren Jugoslawien entwickelte. Dieser Kurs beschäftigt sich mit den literarischen Reaktionen, die diese Migrationswellen in deutschsprachiger Literatur mit sich geführt haben. Es finden sich eine ganze Reihe von Autoren aus dem ehemaligen Jugoslawien, die sich in Deutschland einen Namen gemacht haben. Wir lesen Werke von Saša Stanišić und Marica Bodrožić, deren Werke schwerpunktmäßig um Kriegserfahrungen kreisen.

Die Flüchtlingswelle von 2015 hat ebenso literarische Wellen geschlagen. Jedoch zeigt es sich hier, dass nicht die Flüchtlinge selbst, sondern bereits etablierte Autoren mit Wurzeln in und außerhalb Deutschlands sich mit dieser Krise auseinandergesetzt haben. Wir lesen Werke von Vladimir Vertlib, Olga Grjasnowa und Jenny Erpenbeck, die auf verschiedenste Weise an das Thema herangegangen sind. Wir analysieren die Literatur mit Ausgangspunkt in transnationaler Literaturtheorie und fragen unter anderem, welche Bedeutung es hat, ob Flucht und Vertreibung von Augenzeugen oder von nicht direkt betroffenen Autoren thematisiert wird.

 

Vorläufige Literaturliste (Werke oder Auszüge)

  • Olga Grjasnowa: Gott ist nicht schüchtern (2017)
  • Vladimir Vertlib: Viktor hilft (2018)
  • Jenny Erpenbeck: Gehen, ging, gegangen (2015)
  • Marica Bodrožić: Das Gedächtnis der Libellen (2010)
  • Saša Stanišić: Wie der Soldat das Grammophon repariert (2006)

Kurs A: Seminarliteratur wird auf Absalon zur Verfügung gestellt.

  • Category
  • Hours
  • Class Instruction
  • 56
  • Preparation
  • 353
  • Total
  • 409
Written
Oral
Individual
Continuous feedback during the course
Feedback by final exam (In addition to the grade)
Credit
15 ECTS
Type of assessment
Portfolio
Type of assessment details
Das Portfolio setzt sich aus verschiedenen mündlichen und schriftlichen Aufgaben in beiden Kursen zusammen und umfasst: 1) eine Hausarbeit (ca. 15 Seiten), die entweder in Kurs A oder in Kurs B angefertigt wird (50%), 2) je ein Referat inkl. Handout (2 Seiten) sowie 3) eine kleinere schriftliche Aufgabe (3-4 Seiten), die in dem Kurs angefertigt wird, in dem keine Hausarbeit geschrieben wird.
Censorship form
No external censorship
Criteria for exam assesment
Credit
15 ECTS
Type of assessment
Other
Criteria for exam assesment

https:/​/​hum.ku.dk/​uddannelser/​aktuelle_studieordninger/​tysk/​

Tilladte hjælpemidler: Alle, dog ikke internet eller noter i digital form.