HTYK0375DU German - Free topic 1: Transnationalität der Literatur um 1900

Volume 2017/2018
Content

Die Zeit um 1900 in Deutschland bedeutete mit ihren grossen gesellschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Veränderungen eine neue Lebenswelt, die der wilhelminischen Generation eine enorme Anpassungsfähigkeit abverlangte. Die sogegannte Krise des Bürgertums in dieser Übergangszeit zwischen Tradition und Moderne, zwischen ”Fortschrittsbegeisterung und Zukunftspessimismus” (Ulrich Herbert) wird besonders in der Literatur der ästhetischen Moderne reflektiert. Obwohl die Idee der starken Nation die erstrebte Synthese aus Macht und Kultur im Wilhelminismus zusammenhalten sollte, zeigt eben die Literatur, dass sie keineswegs im rein nationalen Kontext, sondern immer aus den Wechselwirkungen mit anderen Nationalliteraturen entsteht. Ein Beispiel ist die skandinavische Welle um 1900,  die das deutschsprachige literarische Feld (mit Rezeption, Übersetzung, Vermarktung, Zirkulation von skandinavischer Literatur) dieser Jahre vor und nach 1900 bestimmte. Diese Norden-Begeisterung ist zugleich auch als eine kulturkritische Strömung, die aus einer zivilisationskritischen Auseinandersetzung mit der modernen Gesellschaft im deutschen Kaiserreich entstand, zu verstehen. Die skandinavischen Länder und Literatur wurden für die deutschen Autoren thematisch und ästhetisch sehr produktiv, und ihre Skandinavien-Imaginationen mögen gerade aus dieser mentalen Krise erklärbar sein.

Die beiden Ausgangspunkte: Die gesellschaftliche Situation des Bürgertums im Kaiserreich und die Funktion des Norden-Diskurses werden wir im Seminar verbinden um die deutsch-dänische transnationale Kultur um 1900 zu erforschen, die Kulturkontakte, Intertextualität, Imagologie und literarische Imagination umfasst.

Wir werden Texte verschiedener Gattungen (Romane, Reiseberichte, Essays, Autobiographien) deutscher und dänischer Autoren lesen. Im Fokus der transliterarischen Untersuchungen sind drei Themen:

Berlin als Metropole und Kopenhagen als Großstadt

Geschlechter- und Gender-Modelle der Moderne

Neue Individualitäts- und Subjektivitätsentwürfe

Lektüre: Texte von Theodor Fontane, Georg Brandes, Thomas Mann, Herman Bang, Rainer Maria Rilke, Walter Benjamin und Arthur Schnitzler sowie verschiedene Darstellungen der Epoche 1880-1914 werden als Seminarlektüre (in absalon) zusammengestellt. Vorbereitung: Ulrich Herbert: ”Deutschland um 1900: Der Fortschritt und seine Kosten”. In ders: Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert, Beck 2014, S. 25-67 und Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge. Kommentierte Ausgabe, Reclam 1997.

  • Category
  • Hours
  • Lectures
  • 28
  • Preparation
  • 176,75
  • Total
  • 204,75
Credit
7,5 ECTS
Type of assessment
Other
Criteria for exam assesment